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Meinungsbild: Was wir über sexistische Songtexte denken

Nach unserer Diskussion zur #unhatewomen-Kampagne von terre des femmes, sind wir nochmal unsere eigenen Playlists und musikalischen Vorlieben durchgegangen. Wie ihr in unserem Meinungsbild lesen könnt, gehen unsere Haltungen dazu auseinander. Wenn ihr Lust habt, Rap und Songs mit feministischen Texten zu hören, guckt doch in unsere Spotifyplaylist rein!

Hörst du Musik mit potenziell sexistischen Texten? Wenn ja, warum?

Lena: Vermutlich schon, ohne es zu merken. Freimachen kann ich mich davon wohl auch nicht. Bewusst und absichtlich höre ich solche Songs aber nicht, auch nicht ironisch. Die Lieder aus meiner Jugend, bei denen es mir erst später auffiel, höre ich auch nicht mehr. 

Clara: Nicht wissentlich. Auch nichts vermeintlich Ironisches. Ich empfinde das nicht als lustig, sondern als reine Provokation, die ihre Reichweite nicht reflektiert. Nicht jede(r) versteht diese Ironie und als öffentliche Personen trägt man Verantwortung dafür, welchen Worten, Bildern, Zuständen man Raum gibt. Die Deutungshoheit liegt nicht bei der/dem Künstler*in: Nur weil ich A sage, muss nicht auch A bei anderen Menschen ankommen. 

Hanna: Ja, tue ich. Jedoch nur, wenn durch den*die Künster*in klar ist, dass die Zeilen ironisch gemeint sind (bsp. Faber, K.I.Z.). Ich höre es zum einen, weil ich die Vermittlungsform der Ironie sehr mag. Zum anderen finde ich es sehr spannend, selbst auszuprobieren (z. B. durch mitsingen), wie es sich anfühlt so etwas zu sagen. 

Kristin: Sehr, sehr wenig. Mir fällt „nur“ KIZ ein, denen ich Sarkasmus und Ironie hinter ihren Liedern und Texten zuschreibe. Für mich haben solche Lieder einen schockierenden Charakter. Sie machen aufmerksam auf Haltungen, die leider Gottes tatsächlich in der Gesellschaft bestehen, die wir in unserem „zivilisierten Heile-Welt-Modus“ oft vielleicht gar nicht aktiv miterleben – zum Glück! Was ausgerechnet KIZ für mich so besonders macht, kann ich nicht genau sagen. Ich denke, es ist diese „sich förmlich aufzwingende“ (Ein Rechtsbegriff) Ironie. Alle anderen Künstler finde ich eher schlimm.Jedoch erinnere ich mich auch an die Jugend (okay, eher ans junge Erwachsenenalter), in dem ich in Clubs sehr dirty zu frauenverachtender Musik getanzt habe und es geil fand! Es war ein Ausprobieren und Hineinschlüpfen in verschiedene Rollen. Manchmal mach ich das heute noch gerne, tanze auf diese Art und Weise jedoch höchstens ironisch.

Lili: Manchmal, ja. Aber nur, wenn ‘scheinbar frauenfeindliche’ Textstellen ironisch eingesetzt werden, um Sexismus sichtbar zu machen und ihn zu verurteilen, so paradox das klingt. Zudem finde ich es wichtig, dass eine gewisse Kunstfreiheit in der Musik besteht, Ironie und Sarkasmus muss Raum gegeben werden, denn sie sind wichtig, um Missstände zu offenbaren. Aber ich denke, der Einsatz von Ironie sollte Grenzen haben, vor allem sollten keine Texte, die Gewalt an Frauen verherrlichen, publiziert werden.

Fabienne: Rap und Hip Hop sind vermutlich die Genres mit dem größten sexistischen Potenzial. Mal abgesehen davon, dass ich persönlich lieber andere Musikstile höre, kann ich mir Musik mit explizit sexistischen (aber auch anderweitig diskriminierendem Inhalt) nicht (mehr) anhören. Als Teenie habe ich viel R’n’B gehört,was sehr häufig sehr sexualisierte Texte hat und höre es ab und zu aus nostalgischen Gründen. Über die Texte habe ich mir früher keine Gedanken gemacht. Sexistische Texte oder umstrittene Sänger (zb. Chris Brown) möchte ich persönlich nicht mehr unterstützen.

Romi: Ich würde spontan ‚nein‘ sagen. Selbst Songs, die ich früher sehr gerne gehört habe – besonders aus dem Hiphop – kann ich heute nicht mehr entspannt hören. Ich bin Verfechterin von Ironie und Sarkasmus, als eines der wichtigsten künstlerischen Mitteln. Wenn du aber als Künstler*in dein Werk hinterher erklären musst, weil es sonst niemand versteht, beherrscht du einfach dein Handwerk nicht. 

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