Hoffnung
Hoffnungen einer Deutsch-Iranerin aus der Diaspora
Der Traum von einem freien Iran gibt mir Kraft. An vielen Tagen weiß ich nicht, wie ich weiter machen soll. Doch seit den letzten Wochen halte ich fest, fest an dem Traum eines freien Irans. Dieser Traum scheint zum ersten Mal nah zu sein. Ich möchte euch an diesem teilhaben lassen, in der Hoffnung, dass er euch auch Kraft für die weiteren Proteste schenkt.
Im Iran haben wir einen anderen Kalender. Wir feiern zum Frühlingsanfang Naw Rooz (Neujahr). Immer wieder rufen wir auf Demonstrationen auf Farsi „im neuen Jahr sind wir im Iran“.
Diese feministische Revolution wird gelingen und zum Neujahr werden alle Iraner:innen aus der Diaspora endlich nach Hause fliegen können und ihre Familien und Freund:innen in den Arm nehmen. Einige werden zum ersten Mal ihre Verwandten von Angesicht zu Angesicht sehen. Der Flughafen in Teheran wird überfüllt sein: Überfüllt von Emotionen, überfüllt von Liebe füreinander. Beim Aussteigen aus dem Flugzeug werden die ersten Tränen fließen. Ich weiß, dass die Menschen im Iran jede Person, welche aus dem Flugzeug aussteigt, mit Liebe willkommen heißen, gleich ob es Verwandte oder Fremde sind. Sie werden sich bei uns bedanken, obwohl sie diejenigen sind, die gekämpft haben. Obwohl sie diejenigen sind, die ihr Leben riskiert haben!
Wir werden das größte Naw Rooz Fest aller Zeiten haben. Die Straßen im Iran werden voll von tanzenden Frauen sein. Musik wird bis in die Nachbarländer klingen. Paare werden sich auf offener Straße küssen und Menschen unterschiedlicher Ethnien werden gemeinsam feiern. Wir alle werden die Freiheit feiern und all den mutigen Menschen gedenken, die sich für diese Freiheit geopfert haben. Manche von uns werden für sie beten, andere von uns werden für sie singen und wiederrum andere werden für sie tanzen. An dieser Stelle sitzt ein großer Schmerz über den Verlust der Menschen, die sich für die Freiheit geopfert haben. Doch diese neue Einheit im Iran wird sich gemeinsam in diesem Schmerz unterstützen. Ich bin mir sicher.
Durch diese intersektionale Revolution, wird ein Parlament existieren, welches die Vielfalt des Landes repräsentiert. Minderheiten werden nicht mehr ausgegrenzt. Nun wird an alle Menschen im Iran gedacht. Iran wird eine Einheit der Vielfalt sein. Der Mut der Frauen in dieser Revolution wird sich auf der neuen Flagge widerspiegeln. Eine Shirzan wird darauf zu sehen sein! Geschlechterrollen werden nicht mehr die alten sein. Der Vater des getöteten Mohamad Hasanzade (28 Jahre alt geworden aus der kurdischen Stadt Bokan): sagte: „Es gab eine Zeit, in der wir, wenn wir sagen wollten, dass jemand ein großer Mann ist, sehr mutig, sehr ehrenhaft, mit einer sehr hohen Moral – Welches Wort würden wir benutzen? Das Wort Mann. Wir würden sagen, er ist ein solcher Mann. Jetzt, wenn ein Mann ein echter Mann sein will, muss er eine ganze Menge Frau sein! Die Tapferkeit der Frau ist wirklich größer als die des Mannes! Jin Jiyan Azadi!“ ((https://www.instagram.com/reel/ClDvSI8jjcG/?igshid=MDJmNzVkMjY%3D))
Zur Sprache auf diesem Blog: Immer, wenn wir Genderbezeichnungen nutzen, beziehen wir uns gleichermaßen auf trans wie cis Menschen. Uns ist bewusst, dass die von uns verwendeten Begriffe soziale Konstrukte sind und es mehr als zwei Geschlechter gibt. Um gendersensible Sprache zu verwenden, nutzen wir den Doppelpunkt. Falls wir über eine Person schreiben, die sich eine andere Selbstbezeichnung wünscht, verwenden wir diese.
Schwarz wird großgeschrieben, da dies nicht für eine Hautfarbe, sondern politische Selbstbezeichnung steht. weiß wird kursiviert, da es sich dabei um eine privilegierte Positionszuschreibung handelt.