Salonthema,  Sexarbeit

Medientipps zum Thema Sexarbeit/Prostitution

Für alle, die sich mit dem aktuellen Thema eingehender beschäftigen möchten, gibt es hier eine Auflistung an Büchern, Artikeln, Blogs, Podcasts, Serien oder Filmen, die uns bei der Recherche zum Thema Sexarbeit begegnet sind. Wenn ihr Tipps habt zu Medien, die hier noch nicht aufgeführt sind, kontaktiert uns gerne. Erfahrungsberichte, Anmerkungen und Kommentare sind ebenfalls sehr willkommen.


  

L E S E S T O F F

Die folgenden Literaturhinweise sind in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. Die Beschreibungen der Bücher sind einfachheitshalber die jeweiligen Klappentexte.

  

B Ü C H E R

Ekis Ekman, Kajsa (2013). Being and Being Bought: Prostituion, Surrogacy and Self Split. Queensland: Spinifex Press.

In 1998, Sweden passed ground-breaking legislation criminalizing the purchase of sexual services which sought to curb demand and support women exiting the sex industry. Grounded in the reality of violence and abuse inherent in prostitution – and reeling from the death of a friend to prostitution in Spain – Kajsa Ekis Ekman exposes the many lies in the ‘sex work’ scenario. Trade unions aren’t trade unions. Groups for prostituted women are simultaneously groups for brothel owners. And prostitution is always presented from a woman’s point of view. The men who buy sex are left out.

Drawing on Marxist and feminist analyses, Ekis Ekman argues that the Self must be split from the body to make it possible to sell your body without selling yourself. The body becomes sex. Sex becomes a service. The story of the sex worker says: the Split Self is not only possible, it is the ideal.

Grant, Melissa Gira (2014). Hure spielen: Die Arbeit der Sexarbeit. Hamburg: Edition Nautilus.

In der Debatte um ein Verbot der Prostitution kommen Sexarbeiterinnen (und erst recht Sexarbeiter) kaum selbst zu Wort. Bei bestürzend vielen Feministinnen herrscht eine zutiefst sexistische Auffassung von Prostituierten, wie sie eigentlich eher konservativen alten Männern unterstellt werden könnte: als unterdrückte Opfer, die es zu befreien gilt. Die aus dieser Bevormundung folgende Forderung, Prostitution gehöre verboten, wird aber kaum jemals von den Sexarbeiterinnen selbst vertreten.

In Hure spielen stellt Melissa Gira Grant, Journalistin und ehemalige Sexarbeiterin, die Dinge vom Kopf auf die Füße und lässt die Akteure selbst zu Wort kommen. Dabei entlarvt sie die Position von Alice Schwarzer & Co. als paternalistischen Willen zur Kontrolle und plädiert fur einen grundsätzlich neuen Blick auf die Sexindustrie. Sie berücksichtigt auch männliche und transsexuelle Sexarbeit.

Jaspersen, Gisela (2018). Liebe Männer, wir müssen reden! Gegen Sexkauf im 21 Jahrhundert. Hamburg: Marta Press UG.

Diplompsychologin Gisela Jaspersen informiert in ihrem Buch über die historische Einordnung von Prostitution, die verschiedenen Facetten der negativen Seiten des Prostitutionsgeschäfts und regt eine Neuorientierung in Bezug auf die heutigen Männerbilder an. Die Autorin möchte mit ihrem Buch in erster Linie die Männer erreichen, die als heterosexuelle Freier aktiv sind und sexuelle Leistungen von Mädchen und Frauen kaufen. Zugleich ist das Buch aber auch eine gute Zusammenstellung für Partnerinnen, Elternteile oder Jugendliche, die grundlegendes Wissen über Prostitution in Deutschland erfahren möchten.

Jeffreys, Sheila (2014). Die industrialisierte Vagina. Hamburg: Marta Press UG.

Sheila Jeffreys thematisiert die Industrialisierung der Prostitution und des Sexhandels, die einen viele Milliarden Dollar schweren globalen Markt geschaffen hat, der Millionen von Frauen betrifft und wesentlich zur Wirtschaft einzelner Länder als auch zur Weltwirtschaft beiträgt. „Die industrialisierte Vagina“ untersucht, wie sich Prostitution und andere Bereiche der Sexindustrie – einst sich im Verborgenen abspielende und gesellschaftlich verachtete Praktiken in kleinem Maßstab – zu sehr profitablen, seriösen Marktsektoren entwickelt haben, die von Regierungen legalisiert und entkriminalisiert wurden. Sheila Jeffreys demonstriert die Globalisierung der Prostitution, in dem sie nicht nur auf das Wachstum und die globale Ausbreitung der Pornografie und den Boom von Sexshops, Stripclubs und Begleitagenturen hinweist. Sie bezieht auch die Katalogbrautindustrie und die Zunahme von Sextourismus und Frauenhandel sowie Militärprostitution und sexuelle Gewalt im Krieg mit ein.

Jirman, Carina, Schurian-Bremecker, Christiane & Piasecki, Stefan (2018). Prostitution heute. Befunde und Perspektiven aus Gesellschaftswissenschaften und Sozialer Arbeit. Köln: Papy Rossa.

Ebenso skandalisiert wie verharmlost ist die Praxis gewerblichen Geschlechtsverkehrs immer wieder Gegenstand kontroverser gesellschaftlicher Debatten. Undeutlich bleibt dabei oft, was genau gemeint ist und über wen gesprochen wird. Die rechtliche Lage, die sozioökonomische Position, die Profiteure und die Benachteiligten eines sich ständig verändernden Milieus müssen nämlich ebenso berücksichtigt werden wie die Orte von Prostitution und das Geschlecht der Betroffenen. Dieser Sammelband möchte gegenwärtige Strömungen und Auffassungen sichtbar machen, Ursachen und Motive von Prostitution argumentativ aufbereiten, die Nachfrageseite und ihre Rolle im Prostitutionssystem beleuchten, den Einfluss medialer Sujets nachzeichnen und auch die Probleme benennen, die im Rahmen der Feldforschung entstehen. Zudem stellt der Band wichtige Beratungs- und Ausstiegsangebote vor, die insbesondere in Deutschland und Schweden verfolgt werden. Neben sozialwissenschaftlichen Blickwinkeln und sozialarbeiterischen Interventionsmöglichkeiten bei von Gewalt betroffenen Menschen in der Prostitution stehen vor allem Betroffene mit ihren Erfahrungen im Mittelpunkt. Stimmen aus der Praxis der Sozialen Arbeit prägen den abschließenden Schwerpunkt des Buches und berichten von den Erfahrungen aus der täglichen und praktischen Arbeit im Milieu.

Kienesberger, Anita (2014). Fucking Poor. Was hat “Sexarbeit” mit Arbeit zu tun? Hamburg: Marta Press UG.

Prostitution wird oft als eine unabänderliche gesellschaftliche ‚Notwendigkeit’ betrachtet, quasi ‚zum Mensch sein gehörend’, obgleich sie ein ‚Dienst am Mann’ ist. Genau deshalb soll diese kulturelle Praxis als etwas ‚Normales’ akzeptiert und diskutiert werden. Die Auswirkungen dieses ‚Normalisierungsdiskurses’ auf die Frauen und Männer innerhalb und außerhalb der Prostitution werden dabei ebenso außer Acht gelassen wie bestehende Macht- und Gewaltstrukturen.

In diesem Buch beweist Anita Kienesberger, dass “Sexarbeit” keinesfalls eine Arbeit wie jede andere ist. Sie setzt sich mit dieser Begriffsverschiebung und seinen Folgen auseinander. Die Autorin ist überzeugt, dass es im Zusammenhang mit Prostitution dringend notwendig ist, die Frage nach gesellschaftlichen Machtverhältnissen neu zu stellen. Ein Paradigmenwechsel bezüglich der Prostitution ist durchaus machbar, wie uns die gegenwärtigen Entwicklungen in den anderen europäischen Ländern zeigen.

Künkel, Jenny & Schrader, Kathrin (2019). Sexarbeit: Feministische Perspektiven. Münster: Unrast Verlag.

Das Thema Sexarbeit ist hoch umkämpft. Das Buch vereint unterschiedliche Zugänge zu dem aufwühlenden Thema und arbeitet aktuelle Debatten und Gesetze auf. Dabei kommen auch Sexarbeiter*innen selbst zu Wort. Bisweilen werden feministische Perspektiven auf eine Forderung nach Abschaffung von Prostitution reduziert. Das Buch zeigt, dass Feminismus nur im Plural existiert und intersektional zu denken ist. Das heißt, dass z.B. auch Klasse und Nationalität berücksichtigt werden müssen. Dementsprechend verknüpfen die Sexarbeiter*innen im Band ihre Forderungen mit Arbeitskämpfen, Trans*- und Queer-Aktivismus, den Kämpfen der Migration oder Care-Revolution.

Moran, Rachel (2014). Was vom Menschen übrig bleibt. Die Wahrheit über Prostitution. Baden-Baden: Tectum Wissenschaftsverlag.

Die irische Autorin Rachel Moran tritt an gegen das Prostitutionsestablishment. Ihr brillanter und international hochgelobter Bericht, der nun erstmalig in deutscher Sprache vorliegt, entlarvt die romantisierenden Vorstellungen von der „selbstbestimmten Hure“. Er wendet sich gegen eine Scheinliberalität in der Prostitutionsgesetzgebung, die es unmöglich macht, Frauen vor dem Weg in ein ausbeuterisches „Gewerbe“ effektiv zu schützen. Moran weiß aus eigenem Erleben, wovon sie spricht. Als obdachlose Heranwachsende geriet sie in den Strudel der Prostitution und konnte sich erst sieben Jahre später aus eigener Kraft daraus befreien. Als Überlebende ist sie dieser Parallelwelt entkommen und liefert uns in ihrem Buch nun Innenansichten einer zerstörerischen Lebensweise. Mit den sensiblen Einsichten einer Betroffenen und der virtuosen Sprachmächtigkeit der geschulten Journalistin führt sie in die Gesetzmäßigkeiten einer Tabuzone ein, aus der keine Frau unbeschadet zurückkehrt. Moran befragt nicht nur ihren eigenen Weg in die Prostitution und ihre Erfahrungen als Prostituierte. Sie nimmt dieses Feld als Ganzes in den Blick, seine offenen und verdeckten Mechanismen der Abwertung und der Gewalt. Ihr Bericht macht deutlich: Der Handel mit Frauenkörpern ist ein Verstoß gegen die Menschenwürde und eine Form des sexuellen Missbrauchs. Und: Die öffentliche Debatte über Prostitution wird in Zukunft anders geführt werden müssen.

Sass, Katharina (2017). Mythos “Sexarbeit”. Argumente gegen Prostitution und Sexkauf. Köln: Papy Rossa.

Seit einigen Jahren wird in Deutschland wieder verstärkt über Prostitution diskutiert. Die weitreichende Liberalisierung des Prostitutionsmarkts, die 2002 erfolgte, ist gescheitert. Die neuen Gesetze von 2016 stellen ein Wunderwerk an Regulierung dar, lösen jedoch nicht die Probleme. Denn zu den grundsätzlichen Fragen nehmen sie keine klare Haltung ein. Ist Prostitution »Arbeit« und sollte normalisiert und »professionalisiert« werden? Oder ist sie ein patriarchales Unterdrückungsverhältnis, dessen langfristige Überwindung es anzustreben und dessen Opfer es konsequent zu schützen gilt? Ist Sexkauf die Inanspruchnahme einer »Dienstleistung«? Oder ist er eine Form sexueller Gewalt, die gravierende Traumata verursacht? Die Autorinnen argumentieren für letztere Sichtweise und untermauern dies mit Erkenntnissen aus ­Trauma- und Prostitutionsforschung. Die Erfahrungen mit den nordischen Sexkaufverboten und die innerlinke Debatte dazu werden ebenso dokumentiert wie die internationale Bewegung gegen Prostitution. Neben der Herausgeberin Katharina Sass haben Ingeborg Kraus, Huschke Mau, Marie Merklinger und Manuela Schon Beiträge in diesem Band.

  

E I N Z E L N E    K A P I T E L

Korbik, Julia (2019). Stand Up. Feminismus für Alle. Kapitel Fünf. Prostitution: Kein Job wie jeder andere. Zürich: Kein & Aber AG.

Penny, Laurie (2012). Fleischmarkt. Weibliche Körper im Kapitalismus. Unterkapitel: Eine Bemerkung über Huren und Hurentum, S. 36ff. Hamburg: Nautilus Flugschrift.

  

A R T I K E L

Amelung, Till Randolf (2017). Im Auge des Shitstorms. Jungle.world. Link

Erb, Nadja (2013). “Deutschland ist ein Zuhälter-Eldorado”. Interview mit Alice Schwarzer. Frankfurter Rundschau. Link.

Hasan, Maria (2018). Sexarbeit ist Arbeit. MISSY MAGAZINE. Link.

Hönicke, Henning (2013). Prostitutionsverbot: Pro und Kontra. Brigitte. Link.

Küppers, Carolin (2016). Sexarbeit. Gender Glossar. Link.

Litschel, Laura-Solmaz (2019. “Das Prostituiertenschutzgesetz ist Stigma pur”. MISSY MAGAZINE. Link.

Löchel, Rolf (2017). Licht und Schatten. Literaturkritik zu Laurie Pennys “Bitch Doktrin”. Link.

Möhring, Cornelia (2019). Der unproduktive Streit um Prostitution vs. Sexarbeit. Die Freiheitsliebe. Link.

Rietz, Christina (2014). “Sexarbeiterinnen Opfer zu nennen, ist doch keine Hilfe”. SPIEGEL Kultur. Link.

Schrupp, Antje (2018). Sexarbeit und Prostitution sind nicht dasselbe. ZEIT ONLINE. Link.

Stokowski, Margarete (2020). Im Corona-Schatten. Diesen Frauen macht die Krise das Leben noch schwerer. SPIEGEL Kultur. Link.

Wey, Natascha (2014). Laurie Penny über Feminismus. Frauen ist nicht erlaubt, rumzuvögeln. TAZ. Link.

Wölfl, Lisa (2015). Warum Feminismus für Sexarbeit kämpfen muss. VICE. Link.

Unbekannt (2013). Prostitution Mythos und Wahrheit. EMMA. Link.

Diana (2020). Was Medien mit dem Einstieg in die Prostitution zu tun haben. Netzwerk Ella. Link

  

B L O G S

Everyday Whorephobia: Englischsprachiger Blog, der eine Plattform für Sexarbeiter*innen bieten möchte.


  

  

A U F    D I E    O H R E N

  

P O D C A S T S

1LIVE. Ausgepackt. Staffel 2, Folge 7. Prostitution – zwei konträre Meinungen. Link.

BR. Im Namen der Hose. Der Sexpodcast von PULS. Prostitution/Sexarbeit. Link.

Der Lila Podcast. Mit Ilan Stephani & Katrin Rönicke. Folge 91: Sexarbeit und sexueller Feminismus. Link.

Der Lila Podcast. Mit Barbara Streidl & Katrin Rönicke. Folge 164: Prostitution oder Sexarbeit. Link.

hr-INFO (2018). Die Illusion von der “sauberen” Prostitution. Link.

ZEIT ONLINE (2018). Ist das normal? Blowjob auf Bestellung. Link.

ZEIT ONLINE (2018). Ist das normal? Der hohe Preis von käuflichem Sex. Link.

  

R A D I O B E I T R Ä G E

Balci, Güner (2020). Eine Frau für fünf Euro. Armutsprostitution aus Osteuropa. Deutschlandfunk Kultur. Link.


  

  

F I L M I S C H E S

  

D O K U M E N T A T I O N E N

LOVEMOBIL (2019, Elke Lehrenkrauss)

  

SEXarbeiterin (2016, Sobo Swobodnik)

  

Whore’s Glory (2011, Michael Glawogger)

  

Wo Sexarbeiterinnen keine Rechte haben (2017, Ovidie)

  

I N T E R V I E W S    M I T    S E X A R B E I T E R * I N N E N

Ich bin SEXARBEITERIN, aber das heißt NICHT… (2018, FUNK, Auf Klo)

  

Ex-Prostituierte: Darum hat sie mit der Sexarbeit aufgehört. (2020, FUNK, Reihe: Darf ich für Sex bezahlen?)

  

Gegen Prostitution – Niemand darf für Sex bezahlen. (2018, FUNK, Reihe: Darf ich für Sex bezahlen?)

  

Sex für Geld? Das denkt eine Sexarbeiterin WIRKLICH! (2018, FUNK, Auf Klo)

  

Sexarbeiterin: Auch ich habe meine Grenzen! (2019, FUNK, Auf Klo)

  

Y O U T U B E – K A N Ä L E

Wissen. Macht. Sex. Youtube-Kanal von Josefa Nereus. Link.


  

S E R I E N

Secret Diary of a Call Girl – Geständnisse einer Edelhure. Erste Staffel 2007.

Basierend auf dem autobiografischen Blog von Brooke Magnanti alias Belle de Jour.


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