Allgemein,  Wie Frauen über Frauen reden

Annalena Baerbock, die berühmte Trampolinspringerin

Im Wahlkampfjahr 2021 wird mit allen Mitteln um Wähler:innenstimmen gebuhlt. Mit Annalena Baerbock gibt es (endlich!) wieder eine Kanzler:innenkandidatin, über die aktuell in sämtlichen Medien gesprochen wird. Wie das geschieht, welche Inhalte beleuchtet und kritisiert werden, unterscheidet sich dabei im Gegensatz zu ihren männlichen Mitbewerbern. Wir finden, das nervt!

Da gibt man einmal den Namen der grünen Kanzlerkandidatin ein und schon jagt eine schlechte Anzeige die Nächste. Ja, wir befinden uns im Wahlkampf und ja, sie hat ihren Master in England gemacht, aber MUSS der wirklich jedes Mal aufs Neue herausgekramt und auf Herz und Nieren geprüft werden?

Ist sie Völkerrechtlerin oder ist sie keine? Sie sagt Ja und sofort wird der nächste herbeigelaufene CDU-Jurist zitiert der widerspricht. Wird die Debatte um die Berechtigung ihres Titels einmal alt, so schwenkt man eben auf den alten Kurs: Zu jung, zu viele Kinder (zwei), zu wenige akademische Grade.

Abgesehen davon wusste ich nie mehr über die sportlichen Aktivitäten irgendeiner Politikerin, darüber wie sie in der deutschen Meisterschaft leider nur Dritte wurde und sah ihr zu wie sie für die Kamera einen Salto nach dem anderen schlug. Als es dann soweit war und man endlich den Fehler in ihrer Sonder-Einnahmens-Versteuerung gefunden hatte, musste zu guter Letzt Robert Habeck als männliche Stimme der Vernunft “eingreifen” und alle Welt beschwichtigen. Kein Wort verliert der Artikel darüber, dass die Grünenspitze im Gegensatz zur Abgeordneten der SPD nur einmal im Jahr eine Prämie bekommt und nicht monatlich an die 9000€.

In den Kommentaren des Triells zwischen ihr, Laschet und Scholz wird genau analysiert wann und wie ihre Argumentation Schwächen gezeigt habe und ob das jetzt bedeutet, dass der “Hype” ein Ende gefunden habe. Dabei wäre der eigentliche Gesprächsaufhänger meiner Meinung nach Laschet gewesen, der im Versuch, sich vom Bildschirm aus zu profilieren, bockig jeden Punkt Baerbocks anzweifelt.

Ich will gar nicht so tun, als würden mich Stories und Fauxpas der Politiker:innen nicht interessieren. Trotzdem erwarte ich – wenn wir uns schon in dieses Milieu vorwagen – dann auch echte Affairen und Leichen im Keller und keine Haarspalterei zwischen Vordiplom und Diplom.


Zur Sprache auf diesem Blog: Immer, wenn wir Genderbezeichnungen nutzen, beziehen wir uns gleichermaßen auf trans wie cis Menschen. Uns ist bewusst, dass die von uns verwendeten Begriffe soziale Konstrukte sind und es mehr als zwei Geschlechter gibt. Um gendersensible Sprache zu verwenden, nutzen wir den Doppelpunkt. Falls wir über eine Person schreiben, die sich eine andere Selbstbezeichnung wünscht, verwenden wir diese.


 

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