DAS WEIBLICHE PRINZIP
2018 im DuMont Buchverlag erschienen erzählt Meg Wolitzer von zwei Frauengenerationen des Feminismus und beschreibt ihren Weg zur Unabhängigkeit und Selbstbestimmung.
Greer Kadetsky ist auf dem College, als ein Kommilitone sie belästigt. Feministisch erwachend wehrt sie sich, meldet den Vorfall und verbündet sich mit anderen Frauen, denen das gleiche passiert ist, um zu erreichen, dass der Mann seinen Abschluss nicht an dieser Universität machen kann – ohne Erfolg. Ihre Freundin Zee, eine queere Feministin und Aktivistin, nimmt Greer mit zu einem Vortrag, bei dem die charismatische Feministin Faith Frank spricht. Sie ist 63 Jahre alt, setzt sich seit den 70er Jahren für Feminismus ein, leitet ein etwas in die Jahre gekommenes feministisches Magazin, genannt „Bloomer“, und reist durch das Land, um Vorträge zu halten und sich für Frauen und ihre Rechte einzusetzen. Im Anschluss an den Vortrag spricht Greer sie, beeindruckt von der Präsenz und Entschlossenheit von Faith Frank an.
„Was sollen wir gegen die ganze Situation tun“, fuhr Greer tapfer fort, „gegen die allgemeine Stimmung? Gegen so etwas wie Frauenfeindlichkeit, die überall zu existieren scheint, auf der ganzen Welt. Verstehen sie? Warum wird das im einundzwanzigsten Jahrhundert immer noch akzeptiert?“
S. 48
Nach dem College schafft Greer es zum Vorstellungsgespräch bei Faith Frank eingeladen zu werden, die sich ebenfalls an die Collegebegegnung der beiden erinnert. Die Zeitschrift wurde jedoch eingestampft, sodass Faith Greer einen Job bei der neu gegründeten feministischen Stiftung „Loci“ anbietet – finanziert von einem großen, männlich geführten Unternehmen. Es sollen Vorträge organisiert und gehalten werden, die feministische Themen besprechen.
„Der Deal sieht so aus“, sagte sie, „dass wir regelmäßig spezielle Notfallprojekte ankurbeln können, die im Leben mancher Frauen tatsächlich etwas verändern.“
S. 149
Wolitzer beschreibt auf 495 Seiten zwei Frauengenerationen des Feminismus und reißt dabei grundlegende Fragen an: Was bedeutet zeitgemäßer Feminismus? Wie sieht kapitalistisch organisierter Feminismus aus? Gibt es einen falschen Feminismus? Wie kommen Frauen zu Macht? Wie kann man sich von seinem Vorbild befreien?
„Das weibliche Prinzip“ spricht sehr viele verschiedene Themen oberflächlich an und will damit, meiner Meinung nach, viel zu viel. Spannend ist die Entwicklung, die bei beiden Frauen gezeigt wird: Greer findet Stück für Stück ihre Position, während Faith, die als mit beiden Beinen im Leben stehend charakterisiert wird, immer weiter von ihren Prinzipien und Forderungen abrückt. Die sich im Verlauf des Romans distanzierende Beziehung der beiden Protagonistinnen ist spannend beizuwohnen, steht jedoch, meiner Meinung nach, nicht im Fokus der Erzählung.
Schade ist auch, dass das komplette Buch (in der deutschen Übersetzung durch Henning Ahrens) nicht gegendert wurde.
Meg Wolitzer, geboren 1959, veröffentlichte 1982 den ersten von zahlreichen preisgekrönten und erfolgreichen Romanen. Viele ihrer Bücher standen auf der New-York-Times-Bestsellerliste. Bei DuMont erschienen der SPIEGEL-Bestseller „Die Interessanten“ (2014), „Die Stellung“ (2015) und zuletzt ihr Roman „Die Ehefrau“ (2016), der mit Glenn Close in der Hauptrolle verfilmt wurde.